Mittwoch, 10. Juli 2019

EiNaB #34: Essen zum Teilen

In den nächsten zwei Monaten ist Christiane vom Blog „Christianes LandKultur“ Gastgeberin bei unserer Linkparade "einfach. nachhaltig. besser. leben". In ihrem Beitrag geht es um die Renaissance der Nutzgärten und der Selbstversorgung in den Städten.

Gemüsegärten erleben in unseren Städten eine Renaissance.
Vorigen Monat habe ich meine Ausbildung zur „Umweltpädagogin“ abgeschlossen, zu der eine Projektarbeit gehörte. Als Thema hatte ich mir die Geschichte der "Urban Gardening"-Bewegung ausgewählt, weil der Begriff seit einigen Jahren die Gartenkultur prägt, und ich wissen wollte, was sich genau dahinter verbirgt. Das Thema ist so spannend, dass ich es gern mit euch teilen möchte, weil darin ein großes Potenzial zur Veränderung liegt.

Die Bewegung entstand in den 1970er Jahren in New York. Nach der Definition des amerikanischen Entwicklungsexperten Jac Smit versteht man darunter eine Form von städtischer Landwirtschaft ("Urban Agriculture"), in der Gemüse - gemeinschaftlich! - zum Eigenverzehr angebaut wird. Im Gegensatz zum "Urban Farming" werden damit keine wirtschaftlichen Ziele verfolgt.

"Urban Gardens" passen in den kleinsten Topf ;-)
"Urban Gardening"-Projekte haben eine starke politische Botschaft. Ursprünglich sind sie als Protest der Bürger gegen den Verfall ihrer Stadtviertel entstanden. In Berlin, wo tausende Einwohner auf den Wartelisten für Kleingärten stehen, schließen Gemeinschaftsgärten auf städtischen Brachflächen die "Lücke" zwischen Angebot und Nachfrage.
In der ehemaligen US-Autostadt Detroit kann die Bevölkerung, nach dem wirtschaftlichen Niedergang, wieder mit frischen Lebensmitteln versorgt werden. Einige Stadtverwaltungen wie Andernach am Rhein, auch als "Essbare Stadt" bekannt, kämpfen damit gegen Leerstand, Überalterung und den Klimawandel.

Sie haben erkannt, dass von den "Urban-Gardening"-Projekten eine große Anziehungskraft und ein starkes Entwicklungspotenzial ausgehen, denn das Thema "Ernährung" verbindet alle Menschen. Haben die Beteiligten mit so einem Projekt erst einmal wieder Vertrauen in ihre Fähigkeiten gewonnen und gesehen, wie sie das Leben positiv verändern können, dann "ist alles möglich" (Pam Warhurst).

In den kommenden Jahren wird auch das Thema "Urban Farming" in städtischen Raum weiter an Bedeutung gewinnen. Mit "Urban Farming"-Projekten wollen Privatpersonen, Unternehmer und Stadtplaner in Städten die Bevölkerung mit bezahlbarem, lokalem und gesundem Essen versorgen. Das ist nicht nur für schrumpfende, sondern auch für wachsende Städte interessant.

„Mein Ziel ist es auch, den Anteil gesunder Nahrung für unsere Stadt zu steigern und den jungen Leuten beizubringen, wie sie ihre Lebensmittel selbst anbauen können.“
Shane Bernardo, Earthworks Urban Farm, Detroit

Besonders faszinierend finde ich in diesem Zusammenhang die „IncredibleEdible“-Initiative ("Unglaublich Essbar"), die 2008 im englischen Todmorden entstanden ist. In der 15.000-Einwohner-Stadt haben Guerilla-Gärtner vor über zehn Jahren die ersten Propaganda-Gemüsegärten auf öffentlichen Flächen angepflanzt und Einwohner und Gäste eingeladen, das Obst und Gemüse zu ernten. Eine Idee, die erfolgreich Wurzeln schlug.


Gemüsepaella: Mit lokalen Lebensmitteln fängt Veränderung an.

Die Stadtverwaltung war zuerst irritiert, hatten die selbsternannten Gärtner doch keine Anträge gestellt oder sonstige Formulare angefordert, sondern einfach losgelegt. Doch inzwischen hat sie erkannt, dass besonders in Zeiten klammer öffentlicher Kassen alle nur profitieren können und den Bürgern freiwillig mehrere Gemeindeflächen zur Selbstversorgung zur Verfügung gestellt. Seitdem haben die Initiatoren das Projekt um viele Angebote erweitert.

Pam Warhurst, die geistige „Strippenzieherin“ der „Incredible Edible“-Initiative in Todmorden zieht im TED-Talks „How we can eat our landscapes“ ein aufbauendes Fazit: „Durch ein natürliches Miteinander und die steigende Aufmerksamkeit für die Kraft kleiner Aktionen haben die Beteiligten begonnen, wieder an sich selbst zu glauben, und an ihre Fähigkeiten, eine andere, eine freundlichere Zukunft zu schaffen.“ In ihren Augen ist das am Unglaublichsten.

Na, wenn das nicht gute Aussichten für die Zukunft sind. Das macht Lust, selbst loszulegen ;-)


Wie seht ihr das? Habt ihr selbst schon bei einem Urban-Gardening-Projekt mitgemacht? Dazu zählt z.B. auch das Werfen von Samenbomben. Wie man die herstellt, könnt ihr hier nachlesen.

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5 Kommentare:

  1. Liebe Christiane,
    mit Freude habe ich deinen Bericht übers Urban Gardening gelesen, für das ich mich auch schon eine Weile interessiere - spätestens, seit ich im Film TOMORROW über Todmorden, Detroit & Co. gehört habe. In meinem Blog gibt es auch ein paar Beiträge zum Thema, vielleicht interessiert's dich oder andere Leser ja - ich füge hier den Such-Link ein, dann sollten alle passenden Posts hintereinander erscheinen: https://rostrose.blogspot.com/search?q=Urban+Gardening
    Und gerade heute habe ich wieder ein kleines Gemeinschaftsgärtchen samt Bienenweide in meiner Bezirkshauptstadt Baden gesehen. Solche Projekte machen wirklich Hoffnung...
    Ich wünsche dir eine angenehme neue Woche!
    Herzlichst, die Traude
    https://rostrose.blogspot.com/2019/07/lady-in-red-und-fotofestival-la-gacilly.html

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  2. Liebe Traude,
    das freut mich, dass dir das Thema gefällt. Es passt ja auch gut in die Jahreszeit. Den Film "Tomorrow" habe ich schon einige Male gesehen und auch das Buch dazu. Die Projekte sind wirklich inspirierend. Es zeigt sich ja auch, dass besonders die kleinen gemeinsamen Aktionen so viel postive Auswirkungen auf die Menschen haben. Das finde ich besonders toll. Das merken bestimmt auch die Gemeinschaftsgärtner in Baden :-)
    Und ganz herzlichen Dank für den Such-LINK zu deinen thematisch passenden Posts.
    Herzliche Grüße aus Erfurt, Christiane
    https://christianeslandkultur.wordpress.com/2016/06/05/kolumne-brauchen-wir-gaertner/

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  3. Schön, wenn man dort lebt, wo es so etwas gibt - leider erlaubt unsere saubere Kleinstadt keinerlei derartige Aktivitäten. Vorschläge der "Linken" im Stadtrat werden vehement abgeschmettert - und einfach so, es selber versuchen, das wird einem ja nur plattgemacht, weil es unerwünscht ist. Nicht einmal das Projekt "Tafel-Gärten" gedeiht bei uns...Seufz!
    Grüsze aus einer anderen Welt sendet Dir
    Mascha

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  4. Liebe Mascha, das ist wirklich "kurzsichtig" gedacht vom Großteil des Stadtrats. Woanders funktioniert es ja und zwar erfolgreich. Da können ganz unterschiedliche Gründe mitspielen, vom Desinteresse sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, bis zur Angst vor dem Machtverlust.
    Der Tipp, den ich für dich hätte, wäre, dir im Kleinen Verbündete zu suchen und auf Privatflächen anzufangen. Erst mal ohne Stadtrat. Auf den Privatflächen (Vorgarten etc.) könnt ihr machen was ihr wollt.
    Cyril Dion, der den Film "Tomorrow" produziert hat, erzählt auch von den Ängsten zum Thema Mit-Gestalter im Zusatzmaterial des Films. Die Meisten waren überrascht, dass sie auf ihre Anfragen nach Interessenten so viele Rückantworten erhalten haben.
    Nicht die Hoffnung verlieren! "Auch eine schwere Tür hat nur einen kleinen Schlüssel nötig." Charles Dickens
    Herzliche Grüße, Christiane

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  5. Bin vom Thema immer wieder begeistert und verfolge die Berichte in den Medien. Ich versuche meinen Garten mehr Bienen und Insektenfreundlich zu gestalten. Bei der link Party bin ich gern dabei. Mit lieben Gruss

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