Sonntag, 10. Januar 2021

#EiNaB 43: Mit dem Fahrrad zur Arbeit – besser als sein Ruf!

 


Ich liiiiiebe es, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren.

Aber das war nicht immer so. Früher gab es alle möglichen Gründe, es nicht zu tun. Die Klassiker: Zu weit, zu kalt, zu nass, zu hauptstraßig, zu schwitzig, zu zeitintensiv undundund. All diese Einwände (die du vielleicht kennst) hatte ich auch mal – und nun nicht mehr! Davon will ich dir heute erzählen. Und davon, wie auch du über deinen Schatten und die Klassiker-Einwände springen kannst.

Warum liebe ich es, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren?

Auf den Punkt: Weil es ganz viele Vorteile hat und alles, was wie ein Nachteil aussieht, in Wirklichkeit gar nicht so wild ist.

Vorteile

Unschlagbar beim Umweltschutz

Das war mein erster Grund dafür, es doch mal mit dem Fahrrad zu probieren. Auch wenn meine Strecke 13 km lang ist. Das Radfahren heißt Null CO2 beim Fahren und ist auch sonst dem Auto (und vermutlich auch Bus und Bahn) in jeder Hinsicht ökologisch überlegen.

Sporteinheit und/oder Genussradeln

Du willst endlich mal wieder Sport treiben? Dann mach das doch einfach auf deinem Arbeitsweg! Ob morgens oder abends – Bewegung an der frischen Luft tut gut. Dabei kannst du sogar jedes Mal neu entscheiden ob du eine gemütliche Bewegungseinheit, ein krasses Power-Training oder irgendwas dazwischen hinlegen willst. Jeden Tag zwei Mal deine Entscheidung! Herrlich!

Stressabbau

Mittlerweile wissen wir es ja vermutlich alle: Bewegung hilft gegen Stress. Was du im stressigen Arbeitsalltag an Stresshormonen in deinem Körper ansammelst, muss durch Bewegung wieder weg, sonst schadet es dir. Wie praktisch ist es da, dass du dich darum gleich auf dem Heimweg kümmern kannst! Einfach indem du in die Pedale trittst. Du kommst definitiv entspannter zuhause an.

Naturerlebnis

Naturgenuss tut uns körperlich und geistig gut. Sieh dich um, lausch mal auf die Vögelein, rieche die frische Morgenluft. Praktischerweise kannst du beim Radeln auch gar nicht wirklich anderweitig digital unterhalten werden (jedenfalls nicht, wenn dir dein Leben lieb ist) – also genieß deine Umgebung und gleichzeitig ein kleines Digital Detox.

Geld sparen

Da das Fahrrad weniger kostet in Anschaffung und Betrieb als ein Auto (und auch als ein Bus- und Bahnticket), niemals kostenpflichtig irgendwo geparkt werden muss und schon gar nicht für horrendes Geld abgeschleppt oder mit Falschparkerticket belegt werden kann: Du sparst bares Geld, das du echt woanders besser investieren kannst.

Das Richtige tun

Das Gefühl, ökologisch betrachtet genau das Richtige zu tun, ist unschlagbar. Schluss mit diesem höchst unangenehmen Eindruck, sich nicht nach seinen eigenen Werten zu verhalten – auf dem Fahrrad bist du eins mit deiner Umwelt und merkst mit jeder Pedalumdrehung, dass du gerade nichts und niemandem schadest. Herzerwärmend, ich sage es dir!



Die Klassiker-Einwände

Und jetzt kurz zu den bekannten Einwänden (von denen du bestimmt schon einige gehört oder selbst mal benutzt hast – ich kenne sie jedenfalls ALLE von früher).

Einwand 1: „Dann frisst mein Arbeitsweg ja viel zu viel Zeit!“

Logo, du bist mit dem Fahrrad nicht so schnell wie mit dem Auto. Also wird der Arbeitsweg zeitlich betrachtet länger. Und das findest du vielleicht schrecklich, weil die Arbeit sowieso schon zu viel Zeit in deinem Leben beansprucht? (Kleiner Tipp am Rande: Berufliche Veränderungen sind manchmal auch eine gute Idee.)

Diesen „Das-dauert-zu-lange“-Einwand beseitigen wir mit einem Gedanken-Trick: Deine Fahrradfahrten zählst du ab jetzt gedanklich zu deiner Freizeit und nennst sie nicht mehr „Arbeitsweg“, sondern „Fahrradtour“. Und mit der tust du dir in vieler Hinsicht Gutes. Siehe oben!

Einwand 2: „Ich kann nicht verschwitzt im Büro ankommen.“

Doch, kannst du, du musst nur wie irre mit dem Rad hinrasen.

Höhö. Spaß beiseite.

Die Lösung ist: Fahr nicht so schnell, dass du schwitzt. Zumindest morgens nicht.

Und wenn du zu den vielen, vielen Leuten gehörst, die aus irgendeinem Grund von sich sagen, dass sie gar nicht langsam fahren KÖNNEN: Schreib mal ein paar Sachen auf, die du in deinem Leben schon geschafft hast. Einen Schulabschluss? Ausbildung? Studium gar? Kinder geboren? Großgezogen? Da wirst du es mit Sicherheit auch schaffen, etwas langsamer zu fahren. Zur Not nimmst du dir erstmal ein Tachometer zur Hilfe.

Einwand 3: „Ich will nicht mit zerknitterten Klamotten im Büro ankommen.“

Ich verstehe, dass du mit deinen schicken und vielleicht noch empfindlichen Büroklamotten nicht aufs Rad steigen willst.

Zwei Lösungen:

Häng dir entweder einen Vorrat geeigneter Businessklamotten ins Büro. Oder pack dir täglich dein Outfit für den Tag ein. Und ja, es gibt definitiv Anzugtaschen fürs Fahrrad. Auch die Damen und Herren aus der extraschicken Etage können mitradeln!

Einwand 4: „Meine Strecke ist nur Hauptstraße, da fährt es sich gar nicht schön.“

Klar, an der Hauptstraße zu radeln, möglichst noch sechsspurig, ist nicht sooooo schön. Daher erinner dich kurz dran, dass du neuerdings deine Fahrradfahrten am Morgen und am Abend als freizeitzugehörige Radtouren betrachtest. Und schon kannst du folgenden Trick anwenden: Such dir deine perfekte Route.

Schritt 1: Schau auf dem Stadtplan, welche Grüngebiete du in deine Strecke einbauen könntest. Und pass deine Strecke so an, dass du davon welche mitnimmst.

Schritt 2 für da, wo es nicht grün ist: Weich von der Hauptstraße aus auf die Straßen durch die angrenzenden Wohngebiete. Da ist es schön ruhig und nicht so autolastig. Und du hangelst dich quasi parallel zur Hauptachse durch.

Ja, und klar wird dein Weg dadurch etwas länger. Das wird aber vielfach durch den Genuss der perfekten Route aufgewogen (und dadurch, dass dir deine perfekte Route überhaupt erst das Radfahren zur Arbeit ermöglicht). Es ist ja dein Freizeitvergnügen!

Einwand 5: „Aber im Regen werde ich ja nass!“

Wie war noch der Spruch? Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur die falsche Kleidung? Stimmt total, gerade beim Radfahren im Regen. Da brauchst du die passende Ausrüstung.

Und einen kleinen Dreh in der eigenen Betrachtungsweise kommt auch noch dazu:

Denk halt nicht: „Mist, es regnet! Wird ne ätzende Fahrt.“

Wenn du positiv gestimmt rangehst, kann das Radfahren im Regen eine erfrischende Sache sein. Denk an den kühlen Regen im Gesicht, die frische Luft bei Regenwetter. Ich habe das Regenradeln richtig liebgewonnen.

Ja, das ist möglich. Echt!

Einwand 6: „Ich hab trotzdem keinen Bock.“

Ganz ehrlich? Wenn du willst, wirst du immer einen Grund finden, nicht mit dem Rad zu fahren.

Die einzige Möglichkeit, bei der du dich nicht verarschst, ist: Ausprobieren! Und zwar mindestens vier Wochen lang, würde ich sagen, besser acht. Denn um in der totalen Genussphase anzukommen, braucht es eine Zeit: Routine bekommen, die richtige Kleidungsstrategie finden, die perfekte Route austüfteln, das beste Tempo ermitteln – und überhaupt: Sich an das Radfahren und alles, was damit zusammenhängt, gewöhnen.

Und dann – glaub es mir ruhig – kann es passieren, dass du diese Fahrten (wie ich) nicht mehr missen möchtest.

Sieh es so, dass du dir die Chance gibst, all das Gute am Radfahren mitzunehmen. Mach ein Projekt draus. Es lohnt sich!

Kleiner Tipp noch in punkto Entschlossenheit: Entscheide dich nicht erst morgens, ob du Rad fährst oder anders. Die Entscheidung sollte lieber abends schon stehen, die Tasche gepackt und die Klamotten bereitgelegt sein. Dann machst du nicht so leicht einen Rückzieher.



Zutaten

Was du brauchst

Was du unbedingt brauchst: Nur ein Fahrrad!

Und das muss keinesfalls neu, besonders fancy oder gar elektrisch betrieben sein. Es sollte einfach ein Fahrrad sein, auf dem du gut fahren kannst. Das dich nicht gleich nervt, wenn du aufsteigst. Und auf dem du auch ein paar Kilometer abradeln kannst, ohne dass dir alles weh tut.

Was du eventuell noch gebrauchen kannst

Das stellt sich eigentlich erst während deiner Testphase heraus. Es ist nicht so viel, wie man denken könnte. Meine Ausrüstung sieht so aus:

·         Helm,

·         dünne Funktions-Helmmütze für kalte und kühle Tage,

·         Softshelljacke,

·         neonfarbene, reflektierende Weste,

·         Regenhose,

·         Regengamaschen für über die Schuhe,

·         Regenjacke,

·         gute Handschuhe für kalte Tage,

·         früher hatte ich mal ein Tachometer, aber jetzt nicht mehr.

Beschaff dir deine Ausrüstung am besten Schritt für Schritt. Immer dann, wenn du merkst, dass dir was fehlt.

Und nun?

Ab aufs Radl! Du musst weder auf den nächsten Monatsersten noch auf das nächste Jahr noch auf eine bestimmte Jahreszeit warten. JETZT ist der richtige Zeitpunkt.

Sogar im Winter kannst du loslegen (nur auf Glatteisfahrten würde ich persönlich verzichten, ist aber Geschmackssache). Dann hast du sogar den Vorteil, dass es nur noch besser werden kann – du radelst in den Frühling.

Ich wünsche dir viele Atemzüge voll frischer Luft, einen freien Kopf am Abend und allzeit gut gefüllte Reifen.

 

Deine Birte

www.deinwichtig.de & www.wirwollennachhaltigleben.blog

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4 Kommentare:

  1. Schön geschrieben! :)

    Ich habe noch einen Tipp für alle, die so wie ich wirklich zu weit weg von der Arbeit wohnen (40km auf der kürzesten Strecke, und die ist im Berufsverkehr wirklich saugefährlich): wenn es eure berufliche & wohnliche Situation zulässt, verhandelt mit eurem Arbeitgeber, ob ihr an einigen Tagen in der Woche Home Office machen könnt. Und dann seid diszipliniert und verdaddelt die eingesparte Fahrtzeit nicht einfach irgendwie am Schreibtisch oder auf dem Sofa, sondern verwendet die gezielt zum Sportmachen.
    Man denkt ja oft, dass man leider nicht die Zeit zum Sporteln hätte... die für den Arbeitsweg hätte man ja aber auch gehabt. ;)


    Liebe Grüße
    Anne

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  2. Ein guter Post, merci dafür!
    Ich gebe dir in allen Punkten absolut recht. Und doch gibt es für mich persönlich einen Faktor, der mich auch in Zukunft davon abhalten wird, mit dem Velo zur Arbeit zu fahren. Ich stehe jetzt schon um 4.50 Uhr auf, weil ich vor der Arbeit noch meine Tiere im Stall versorgen muss. Würde ich dann auch noch mit dem Velo den Arbeitsweg bewältigen wollen, dann müsste ich um 4 Uhr aufstehen. Ich hab das 14 Jahre lang gemacht, weil ich damals noch in Luzern gearbeitet hab und für den Arbeitsweg mit dem ÖV eine gute Stunde einsetzen musste. 5x die Woche um die Uhrzeit aufstehen zu müssen schlaucht extrem, denn ich kam ja trotz allem dann immer erst um frühesten 19 Uhr nach hause, die Tage werden so wahnsinnig lang. Und ich möchte mir das, um ganz ehrlich zu sein, einfach nicht mehr antun.... Ausserdem: Wie oft war ich schon unglaublich froh, bei einem Notfall gleich mit einem der Tiere z.B. sofort zum Tierarzt fahren zu können etc.!
    Immer wieder überlege ich mir, ob ich mein kleines Autochen verkaufen und wenigstens auf den ÖV umsteigen will. Doch hier auf dem Land fahren die Busse vielleicht einmal die Stunde- wenn ich also ein paar Minuten länger arbeiten muss (und das passiert in meinem Job dauernd!), kann ich wieder einen Teil meiner eh' schon knappen Freizeit abends gleich noch ans Warten auf den Bus hängen...
    Trotzdem: Sich immer wieder Gedanken zu machen, wie man seinen Arbeitsweg umweltfreundlicher gestalten könnte, sollte schon sein. Vielleicht ergeben sich plötzlich Veränderungen, die eine Umstellung ermöglichen!
    Hab einen schönen Sonntag, herzliche Grüsse!
    PS: Home office geht leider nicht- ich kann die Patienten nicht von zuhause aus betreuen! 😉

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  3. gratuliere zum sprung über deinen schatten! bravo!
    ich habe 22 jahre in berlin gelebt, mitte/prenzlauer berg. und ich bin so ziemlich jeden weg mit dem rad gefahren, sommer wie winter. zur arbeit, zum einkaufen, in die oper und die clubs und auf parties...... ich war fit wie´n turnschuh und nie erkältet - weil ich die bazillen/virenschleuder "öffis" vermeiden konnte.
    (auto in B ist irsinn)
    aber das lustige: von deiner "braucht man auch-liste" hatte ich immer nur die handschuhe - den anderem krempel hab ich nie besessen - und ich habs überlebt ;-D
    hier auf´m dorf fahr ich immernoch "stilvoll" rad - wenn auch seltener - weil ich meist von zuhause arbeite. und "fahrradklamotten" hab ich immer noch nicht.
    und ja - man kann im eleganten fummel und higheels radfahren - sogar ohne schwitzen! und auch ein schicker mantel und ´ne baskenmütze schützen prima vor wind, wetter & regen.
    wie du schon schreibst - ausreden gibt es viele - aber sie sind genau das: ausreden.
    (ok. - manche wege sind einfach zu weit!)
    fröhliches radeln! xxx

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  4. Liebe Birte,
    das sind tolle Vorschläge, vor allem für jene, die in halbwegs vertretbarer Nähe zum Arbeitsplatz wohnen. Ich hoffe sehr, dass du einige mit deinem Beitrag motivieren kannst!
    Alles Liebe
    Traude

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